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IHC Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Armin Th. Papperger, Vorsitzender des Vorstands der Rheinmetall AG

22. Februar 2024

Rüstungsindustrie in neuem Licht

Kaum eine Branche hat in den vergangenen zwei Jahren einen solchen Imagewandel vollzogen, wie die Rüstungsindustrie. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich der Blick auf die Waffen produzierenden Unternehmen gewandelt. Vielen ist klar geworden: Ohne Waffenlieferungen haben die Ukrainer gegen die Invasoren keine Chance. Gerade von der Sicherheitskonferenz aus München zurückgekehrt, gab Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, auf einer ausgebuchten Vortrags- und Diskussionsveranstaltung des Industrie- und Handelsclubs OWL, aufschlussreiche Einblicke in sein Unternehmen.

„Noch vor gut zwei Jahren wollte kaum ein Politiker mit mir auf ein Foto“, erinnert sich Papperger, der heute für die Politik ein gefragter Gesprächspartner ist. Seit dem Krieg in der Ukraine profitiert das DAX-notierte Unternehmen von den Entwicklungen, da es etwas produziert, was rar auf dem Markt geworden ist: Panzer und die entsprechende Munition. „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine tiefe Zäsur für die sicherheitspolitische Lage markiert. Es herrscht Krieg mitten in Europa und die Verwundbarkeit unserer Gesellschaft ist deutlich geworden“, so der Manager. Nach Ende des Kalten Krieges habe kaum ein Land mit einer derartigen Bedrohung gerechnet. „Ich wäre auch dafür, dass man keine Waffen braucht, aber das ist unrealistisch“, so Pappergers Einschätzung.

1889 in Dortmund-Hörde gegründet, entwickelte sich Rheinmetall zum mittlerweile größten Waffenproduzenten in Deutschland. Der Marktführer für Waffen- und Munitionssysteme hat sich auf Groß- und Mittelkaliberwaffen einschließlich der entsprechenden Munitionen und Schutzsysteme spezialisiert. Das Unternehmen, das auch zivile Produkte fertigt, beschäftigt weltweit rund 35´000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2023 einen Umsatz von 7,7 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr rechne man mit 10 Milliarden Euro, so Papperger – bedingt durch die Sicherheitssparte, die um 30 Prozent wachse. In Deutschland, wo 16´000 Mitarbeitende tätig sind, unterhält Rheinmetall Standorte in fast allen Bundesländern.

Die Ukraine wird mittlerweile von Rheinmetall wöchentlich beliefert. Das Land gebe momentan über die Hälfte seines Haushaltes für Verteidigung aus. Der Bedarf an Panzermunition sei enorm, sagte Papperger. Dass der Krieg auch den Westen betreffen könne, werde von vielen allerdings noch nicht ernst genug genommen, mahnt der Rüstungsexperte und fordert größeres finanzielles Engagement der EU-Staaten ein. „Wir müssen in der Lage sein, uns selbst zu verteidigen“, so Papperger. Im Moment reiche die Munition in Deutschland gerade einmal für zwei Tage Kriegseinsatz“.

Im Anschluss an den Beitrag Pappbergers entspann sich eine rege Diskussion, die vom IHC- Beiratsvorsitzenden Dr. Reinhard Zinkann moderiert wurde. Er war es auch, der im Dr. Wolff-Institut die passenden Abschlussworte formulierte: „Freiheit braucht Sicherheit und Sicherheit braucht Frieden“.