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NetzwerkF Veranstaltung mit Simone Menne

1. Juni 2022

Foto: Christian Weische

Frauen müssen sichtbarer werden

Ca. 16 Prozent beträgt der Frauenanteil im Industrie- und Handelsclub OWL, IHC. Dies zu ändern hat sich das NetzwerkF, das Frauennetzwerk des IHC, auf die Fahnen geschrieben. Die IHC-Präsidiumsmitglieder und NetzwerkF-Verantwortlichen Verena Pausder und Laura von Schubert hatten darum alle weiblichen IHC-Mitglieder sowie Gründerinnen und weitere Interessentinnen zu einer Veranstaltung in die Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank eingeladen. Unter dem Motto „NetzwerkF – Wer wollen wir sein und wo wollen wir hin?“ wurden zunächst die Wünsche und Ideen diskutiert, bevor die Gastrednerin des Abends, Simone Menne, den Impulsvortrag hielt.

Wie bekommen Frauen in der Wirtschaft mehr Sichtbarkeit und wie können sie sich unterstützen? Simone Menne, ehemalige CFO der Lufthansa, Aufsichtsrätin, Galeristin und seit kurzem Grünen-Mitglied, warb eindringlich dafür, aktiv an einer divers aufgestellten Wirtschaft zu arbeiten. „Es geht nicht darum, ob wir es wollen. Wir müssen es tun, ansonsten wird sich die Gesellschaft nicht verändern“, erklärte die Managerin.

Nur 19 Prozent der DAX-Vorstände seien Frauen, trotz 2021 eingeführter Frauenquote. In den Familienunternehmen liege der Anteil bei etwa sieben Prozent. „Das müssen wir aufbrechen“, sagte Menne. Auch sie habe lange gehofft, dass sich ohne eine Frauenquote etwas ändern würde, doch sei dies nicht passiert. Ohne Quote stagniere der Frauenanteil in Vorständen bei zehn Prozent.  „Aber unter 30 Prozent wird man nicht gehört“, so Menne. Das sei kein spezielles Frauen- sondern ein Minderheitenproblem. „Scheuen Sie sich also nicht, Quotenfrau zu sein, sondern nutzen Sie diese Position und stellen Sie andere Frauen ein“, lautete ihr Aufruf an die Anwesenden.

Die Gegenwart mit ihren vielen Krisen in den Bereichen Klima, Geopolitik und Pandemie biete Frauen auch Chancen. „In Krisen werden gern Frauen eingesetzt“, so Menne, und verwies auf Beispiele wie Angela Merkel und Martina Merz, Thyssenkrupp, die beide in unsicheren Zeiten Chefinnenposten übernahmen. Riskante Aufgaben, so die erfahrene Managerin, verhelfen in Unternehmen zu Sichtbarkeit. Das habe sie auch in ihrer eigenen Karriere häufig erfahren. In der Annahme solch schwieriger Aufgaben bestehe eine gute Möglichkeit zum Selbst-Marketing, mit dem sich Frauen allgemein schwerer täten als Männer. Zudem könnten Frauen nachweislich besser Kompromisse schließen und nachhaltigere Lösungen für Konflikte finden.

Auf dem Weg zu Parität und Chancengleichheit müssten sich die Frauen aber auch selbstkritisch mit ihrem eigenen Verhalten auseinandersetzen. „Unconscious Bias“, unbewusste Denkmuster, die tief verwurzelt sind, beeinflussen zum Beispiel, wie wir über andere Frauen denken und reden. „Wir müssen akzeptieren, dass auch Frauen ganz unterschiedlich auftreten, auch wenn es unserer eigenen Sozialisation nicht entspricht“, appellierte Menne an die weibliche Solidarität.

Als Hindernisse auf dem Weg zur Parität wurden in der anschließenden Diskussion vor allem das Ehegatten-Splitting, die Teilzeit-Falle und das deutsche Rentensystem ausgemacht. In Ländern wie Schweden, wo jeder für seine eigene Rente arbeiten muss, sei der Anteil der ganztags berufstätigen Frauen deutlich höher.

Das abschließende Get-together nutzen viele Teilnehmerinnen als Möglichkeit, sich nach über zwei Jahren endlich einmal wieder live auszutauschen und zu vernetzen. Die nächste Veranstaltung des NetzwerkF ist eine Reise mit dem den Schwerpunkten Startups, Politik und Kultur am 22. und 23. September 2022 nach Berlin.