Dr. Rainer Dulger, Präsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände zu Gast beim IHC (v. l. IHC Geschäftsführerin Cornelia Moss, IHC Vizepräsident Christoph Mohn, IHC Präsident Eduard R. Dörrenberg, Dr. Rainer Dulger, IHC Ehrenpräsident Dr. Reinhard Ch. Zinkann, IHC Präsidiumsmitglied Philip F. W. Harting, Gastgeber des Abends Dr. Knut Tonne, KPMG AG)
Deutschland ist trotz Wirtschaftskrise ein starkes Land. Diese Botschaft stand im Mittelpunkt des Impulsreferats von Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger. Der Heidelberger Unternehmer und Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, BDA, war auf Einladung des Industrie- und Handelsclubs Ostwestfalen-Lippe, IHC, nach Bielefeld gekommen. In den Räumen der KPMG am Lenkwerk hörten zahlreiche Mitglieder und Gäste seinen Ausführungen interessiert zu.
Im Ende der Ampelregierung sieht Dulger eine Chance, wirtschaftsfreundliche Politik wieder stärker in den Fokus zu rücken. Eine Neujustierung der politischen Kräfte könne den Raum für marktwirtschaftliche Ansätze vergrößern, die das Potenzial der Unternehmen und Arbeitnehmenden freisetzten. „Deutschland verfügt über eine starke Substanz. Es geht nun darum, die Weichen für Wachstum und Wohlstand neu zu stellen – im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger“, so der Arbeitgeberpräsident.
„Den Wohlstand in unserem Land können wir nur mit Unternehmern und Unternehmen halten“, so Dulger. Gerade junge Leute sollten ermutigt werden, zu gründen. „Wir müssen ein Land sein, dass für Unternehmen attraktiv ist“, sagte Dulger. Dies sei durch eine moderne Standortpolitik zu erreichen. Teil davon seien unter anderen Strukturreformen zur Begrenzung der Sozialabgaben, was Arbeitnehmende und Arbeitgebende entlasten würde. Aufgabe des Staates sei es, für „mehr Netto vom Brutto in der Lohntüte“ zu sorgen und bezahlbaren Wohnraum für Arbeitnehmende zu schaffen. Weiterhin forderte Dulger, die Qualität der Bildung zu stärken, denn sie sei der „Baustoff der Zukunft“.
Ein weiteres Plus für den Industriestandort Deutschland wäre eine umfangreiche Entbürokratisierung. Als Beispiel hierfür nannte Dulger den Bereich Standardisierung: Kümmerten sich vor 30 Jahren „viereinhalb von fünf Ingenieuren“ um die Neuentwicklung von Produkten, seien heute nur noch zwei mit dieser Kerntätigkeit befasst. Die anderen seien mit der Normung und Zulassung beschäftigt. „Es braucht ein grundsätzliches Umdenken“, stellte Dulger fest und forderte „mehr Mut und weniger Regulierung“.
Vorschläge und Pläne lägen „in den Schubladen“, sie müssten nur umgesetzt werden. In Bezug auf Brüssel und die Europäische Union, die für die bremsende Bürokratie oft verantwortlich sind, zeigte sich der Arbeitgeberpräsident durchaus optimistisch. Durch die neugebildete EU-Kommission sehe er mehr Spielraum für einen wirtschaftsfreundlicheren Kurs. „Wir können ohne die EU nicht bestehen“, so Dulger, „wir müssen uns darum aktiv an den in Brüssel ausgehandelten Entscheidungen beteiligen“. Sein Rat: „Suchen Sie Kontakt zu den Politikern und bringen Sie Ihre Themen ein.“
Gespräche auf allen Ebenen forderte Dulger von den anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmern auch im kommenden Bundestagswahlkampf: „Sagen Sie Ihren Mitarbeitenden nicht, was sie wählen sollen. Aber reden Sie mit Ihnen und erklären Sie, was Sie sich für Ihre Unternehmen von der Politik erhoffen – und zeigen Sie auf, was sich dadurch für Ihre Belegschaft verbessert.“
Nach der abschließenden Diskussion, moderiert von IHC Ehrenpräsident Dr. Reinhard Zinkann, klang der Abend bei einem Imbiss und weiteren angeregten Gesprächen aus.