Aktuelle Meldungen

IHC Livestream mit Cathrina Claas-Mühlhäuser

30. Oktober 2020

Starkes Plädoyer für offene Märkte 

„Deutschland muss offen bleiben“: Für freie Märkte und gegen Handelsbeschränkungen plädierte Cathrina Claas-Mühlhäuser, Aufsichtsratsvorsitzende der Claas-Gruppe, auf einer Veranstaltung des Industrie- und Handelsclubs OWL.

BIELEFELD/ An Krisenherden und Konfliktpunkten mangelt es zurzeit nicht auf der Welt: Die Ukraine, der amerikanisch-chinesische Handelskrieg, das oft unberechenbare Verhalten des amerikanischen Präsidenten. „Dennoch ist mir das Risiko, dass ich durch eine freie Wirtschaftsbeziehung mit Handelspartnern aus diesen Ländern eingehe, lieber als starre Regeln und Vorschriften“, sagt Cathrina Claas-Mühlhäuser. Auf einer digitalen Diskussionsveranstaltung des Industrie- und Handelsclubs OWL, hielt die Aufsichtsratsvorsitzende der Claas-Gruppe ein eindringliches Plädoyer für offene Märkte.

Das Unternehmen Claas mit Hauptsitz im westfälischen Harsewinkel ist europäischer Marktführer bei Mähdreschern. Mit selbst fahrenden Feldhäckslern steht es an der Weltspitze. Im Geschäftsjahr 2019 erzielte Claas mit 11 400 Mitarbeitenden einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro. Geschäftsbeziehungen gibt es mit vielen Ländern auf der ganzen Welt. „Die Gefahr, dabei zwischen die Mühlen eines Konflikts zu geraten, ist groß“, so Claas-Mühlhäuser.

Welche Formen der Einfluss politischer Rahmenbedingungen auf international aufgestellte Unternehmen nehmen kann, erläuterte Claas-Mühlhäuser im Rahmen ihres Vortrags.

Zu den häufigsten Auswirkungen der Konflikte zählten Zölle, Standards, industriepolitische Maßnahmen und Sanktionen. Zum Stichwort Zölle erläutere Claas-Mühlhäuser, dass nach der Aufkündigung des Freihandelsabkommens NAFTA zwischen den USA, Kanada und Mexiko durch den amerikanischen Präsidenten Trump, plötzlich Einfuhrzölle drohten, da Claas in seinem Werk in den USA Teile aus Mexiko bezieht. Auch die Einführung länderspezifischer Normen und Standards behindern den Handel. Von den Auswirkungen russischer Industriepolitik konnte Claas-Mühlhäuser aus eigener Erfahrung berichten. Als das Claas-Werk in Russland mitten im Bau war, brach 2014 die Krimkrise aus. Die Folge: Russland forderte als Antwort auf westliche Sanktionen, dass ausländische Unternehmen mindestens 50 Prozent an Teilen aus russischer Produktion verwenden müssen. „Das warf unsere Planung völlig durcheinander“, so Claas-Mühlhäuser. „In kürzester Zeit mussten wir neue Produktionswege aufbauen“.

Dennoch, so Claas-Mühlhäuser, sei man als Unternehmen nicht machtlos und wies auf den vielbeschworenen Unternehmergeist hin. „Kommunikationslinien sind extrem wichtig“, so Claas-Mühlhäuser. Selbst im kalten Krieg habe die Kommunikation mit Russland immer funktioniert und das Land habe weiterhin seine Energielieferungen an den Westen ausgeführt. Wichtig sei auch die Begleitung durch Verbände wie den Asien-Pazifik-Ausschuss oder den Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, die hinter den Kulissen viel Beziehungsarbeit leisteten.

Von Handelsbeschränkungen staatlicherseits hält sie darum wenig: „Wenn wir von anderen Ländern Marktöffnung fordern, können wir nicht sagen, wir tun das nicht. Deutschland muss offen bleiben“, so Claas-Mühlhäuser. „Ich bin aufgewachsen mit dem Gedanken, dass alles immer offener und freier wird. Das möchte ich nicht aufgeben.“

Im Anschluss an den Vortrag leitete der Moderator des Abends, IHC-Präsident Eduard R. Dörrenberg, zahlreiche Fragen aus dem digitalen Plenum an Cathrina Claas-Mühlhäuser weiter.

Nach Chancen und Risiken der Digitalisierung für den Landmaschinenhersteller gefragt, antwortete die Aufsichtsratsvorsitzende, man ergreife die Chancen, die Landwirte durch entsprechende Technologie in den Maschinen zu unterstützen. Landwirte von heute müssten große Höfe mit wenigen Mitarbeitern, unter großen Dokumentationsaufwand bewirtschaften. Allerdings sei dieser Markt zahlenmäßig begrenzt und die Kosten für App-Entwicklungen hoch. Weitere Fragen bezogen sich unter anderem auf Afrika und die Entwicklung des Marktes in China. „Ziel der Chinesen ist es, in allen wichtigen Branchen die Marktführerschaft zu übernehmen, um Wertschöpfung und Knowhow im eigenen Land zu haben. Doch wir blieben dran“, so Cathrina Claas-Mühlhäuser.