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IHC Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Marie-Christine Ostermann, Präsidentin DIE FAMILENUNTERNEHMER e. V.

20. Februar 2024

„Optimistisch, aber nicht blauäugig“

Der familiengeführte Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Auch in Krisenzeiten stehen Familienunternehmen für Verlässlichkeit und Verantwortung und erweisen sich als Stabilitätsanker für Wirtschaft und Gesellschaft. Doch teure Energie, hohe Abgaben und zu viel Bürokratie machen besonders diesen Unternehmen zu schaffen. „Die Folgen falscher Politik treffen die Wirtschaft immer stärker, warnt Marie-Christine Ostermann, die Präsidentin des Verbands „Die Familienunternehmer“ und befürchtet eine Wirtschafts- und Demokratiekrise – wenn sich nichts ändere.

Die 45-jährige Unternehmerin fand deutliche Worte, als sie vor Mitgliedern- und Gästen des Industrie- und Handelsclubs OWL, IHC, in der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank die aktuelle Wirtschaftslage analysierte. Ostermann führt seit knapp einem Jahr den Verband, der rund 6.500 Familienunternehmerinnen und -unternehmer aus ganz Deutschland vertritt. Im Hauptberuf leitet sie in vierter Generation den Lebensmittelgroßhandel Rullko Großeinkauf GmbH & Co. KG in Hamm.

„Der Standort Deutschland ist aktuell nicht mehr attraktiv“, stellte Ostermann fest. Laut Umfragen ihres Verbandes seien die Familienunternehmer für 2024 deutlich pessimistischer als noch vor einem Jahr. Demnach wollen 23 Prozent der Mittelständler im laufenden Jahr Arbeitsplätze abbauen. Das sind acht Prozentpunkte mehr als 2023. Investieren wollen viele Firmen nur noch im außereuropäischen Ausland. Der Anteil der international tätigen Familienunternehmer, die 2024 in Deutschland investieren wollen, sinkt auf 22 Prozent (Vorjahr: 28 Prozent). Diese Zahlen haben durchaus Gewicht: 90 Prozent aller deutschen Unternehmen sind Familienunternehmen. Diese stellen fast 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze und rund 80 Prozent der Ausbildungsplätze in Deutschland.

„Was die Zukunft Deutschlands betrifft, bin ich optimistisch, aber nicht blauäugig“, erklärte Ostermann. Niemand, dessen Unternehmen seit Generationen in Deutschland wirtschafte, gebe den Standort leichtfertig auf. „Aber Investitionen müssen sich auch lohnen“, forderte die Unternehmerin mit einem Seitenhieb auf Wirtschaftsminister Robert Habeck, der kürzlich mehr Standortpatriotismus anmahnte.  Als größte Baustellen machte sie die überbordende Bürokratie, den Energiebereich mit den in Deutschland vergleichsweise hohen Kosten, die Sozialpolitik mit ebenfalls hohen Arbeitskosten und Sozialabgaben sowie den vernachlässigten Bildungsbereich aus. „Auch wenn es anstrengend ist, engagieren sie sich politisch und nehmen sie direkt oder über Verbände Einfluss“, so Ostermann Schlussappell. „Wir müssen für unsere Unternehmen weiter zukunftsfähige Rahmenbedingungen schaffen.“

Im Anschluss an die von Präsidiumsmitglied Dr. Harald Schlüter moderierte Veranstaltung und Diskussionsrunde konnten die Gespräche bei einem von Hauck Aufhäuser Lampe offerierten Imbiss fortgesetzt werden.