Neue Westfälische

Was die Wirtschaft vom DSC lernt

24. April 2020

Arminias Markus Rejek sprach in einer Video-Konferenz vor etwa hundert interessierten Mitgliedern des Industrie- und Handelsclubs Ostwestfalen-Lippe. | © Archiv: Dennis Angenendt

Arminia-Geschäftsführer Markus Rejek referiert vor dem Industrie- und Handelsclub über das Spezifikum Profifußball und sein Krisenmanagement während Corona.

Bielefeld. Markus Rejek ist in seiner Rolle als Geschäftsführer von Arminia Bielefeld derzeit auch außerhalb des Fußball-Business ein gefragter Gesprächspartner: Im maximal emotionalisierten und zugleich von der Corona-Pandemie gebeutelten Profifußball manövriert der 51-Jährige den DSC derzeit trotz drohender Millionenverluste zuversichtlich durch die Krise. Vor der OWL-Unternehmerschaft referierte er unter anderem über sein Krisenmanagement während der Pandemie.

Die Corona-Krise zwingt auch den Industrie- und Handelsclub (IHC) Ostwestfalen-Lippe zur Veränderung: Erstmals lud der IHC zu einem Video-Vortrag. Etwa 100 Zuhörern erklärte Gastredner Rejek, aus seiner Münchner Heimat zugeschaltet, die Besonderheiten des Geschäfts Profifußball („Wer im Fußball vom Produkt spricht, der wird von den Fans am nächsten Baum aufgehängt“) und beantwortete auch Nachfragen zur finanziellen Situation des DSC.

„Es ist eine Führung unter maximalem Kontrollverlust.“ Mit diesen Worten versuchte Rejek, das Alleinstellungsmerkmal des Wirtschaftens im Fußball zu verdeutlichen. Er sprach dabei das Publikum auch direkt an. „Sie allesamt versuchen, den wirtschaftlichen Erfolg zu maximieren. Unser Ziel ist der maximale sportliche Erfolg.“ Arminia Bielefeld könne daher auch keinen klassischen Fünfjahresplan aufstellen. Schon ein Ball, der nur den Pfosten treffe, könne über Auf- und Abstieg entscheiden. Dabei geht es um immense Summen: In der Bundesliga wird derzeit fünfmal so viel Geld verdient wie in der zweiten Liga: Die 18 Erstligisten setzen insgesamt vier Milliarden Euro um, ebenso viele Vereine aus der 2. Bundesliga erlösen „nur“ knapp 800 Millionen Euro. Das mache den Fußball zu einem „klaren Verdrängungswettbewerb“. Auch der Faktor Fan, der die Marke Arminia sowohl konsumiert als auch mitproduziert, ist laut Rejek eine Besonderheit.

In den Fragerunden interessierten sich die Gäste allen voran für die Auswirkungen der Viruspandemie auf die sportliche Situation: Wie stark insolvenzgefährdet ist Arminia? Hat der Verein zusätzlichen finanziellen Bedarf? Wie verändert ein Aufstieg die finanzielle Planung? „Für uns ist diese Krise nicht existenzbedrohend“, sagte Rejek. Er plane aktuell mit dem „Worst Case“: keine Spiele vor Zuschauern bis Anfang 2021, ein finanzieller Schaden von bis zu acht Millionen Euro. Von seinem Mitarbeiterstab, der sich gegenwärtig in Kurzarbeit befindet, erlebe der Geschäftsführer dennoch große Hingabe und eine hohe Identifikation. Die Gründe für den Optimismus liegen auch in der Vergangenheit – Arminia hat schon manche schwere Krise gemeistert. Das Gefühl, „nicht kaputtzukriegen zu sein“, gebe in dieser Zeit Sicherheit.

Bei einem Bundesliga-Aufstieg, mit dem sich der Jahresumsatz von 35 auf 65 Millionen Euro erhöhen würde, käme der DSC laut Rejek „mit einem blauen Auge davon“. Sollte dies nicht gelingen, arbeitet der Geschäftsführer bereits an einem Restrukturierungsprogramm, um einen neuerlichen Schuldenaufbau zu verhindern.