Neue Westfälische

Beckhoff: OWL muss auf KI setzen

23. Januar 2020

Gut gelaunt: Die Unternehmer Hans Beckhoff (l.) und Eduard R. Dörrenberg - zugleich Präsident des Industrie- und Handelsclubs IHC- beim Jahresempfang des Clubs. - © BARBARA FRANKE

Beim IHC-Neujahresempfang spricht der Verler Physiker und Unternehmer über Fortschritte der Computertechnik. Sein Fazit ist gruselig und hoffnungsvoll zugleich.

Bielefeld. Bei Hans Beckhoff muss man genau hinhören. Der Unternehmer aus Verl hat einen trockenen Humor, nicht alles ist so gemeint, wie es zunächst klingt. „Ingenieure müssen die Welt retten“, ist so ein Satz, bei dem man stutzt. Aber Beckhoff meint es ernst, als er ihn beim Neujahrsempfang des Industrie- und Handelsclubs OWL (IHC) sagt. Wenn es Ingenieuren gelingt, erhöhte Produktivität und mehr Wohlstand zu ermöglichen, sinkt die Gefahr von Konflikten um knappe Ressourcen, so die Idee.

Seine Vision für die Zukunft von OWL stellte Beckhoff ans Ende eines Vortrages, der sich um Aspekte der Künstlichen Intelligenz drehte: Die Region ist schon heute stark bei intelligenter industrieller Produktion, stellte er fest. „Das Ziel muss es sein, das Ostwestfalen-Lippe auch ein Hotspot der Künstlichen Intelligenz wird.“

Beckhoff erntete von den 300 Unternehmern in der Bielefelder Oetker-Halle herzlichen Applaus. „Das macht Mut“, freute sich IHC-Präsident Eduard R. Dörrenberg. „Mich als Ingenieur hat das begeistert – dass wir die Welt retten dürfen“, so der Chef des Kosmetik- und Pharmaunternehmens Dr. Wolff. Der 51-Jährige hat einst selbst in Zürich Maschinenbau studiert.

Begeistert waren die Gäste auch über das von IHC-Geschäftsführerin Cornelia Moss umgesetzte neue Konzept, den Neujahrsempfang zu einem großen Event mit Livemusik und Dinner zu machen. Ins richtige Licht getaucht erlebten die Clubmitglieder im Foyer der ehrwürdigen Oetker-Halle eine coole Atmosphäre.

Der Redner war dem Publikum kein Unbekannter: Beckhoff, der in Berlin und Münster Atomphysik studierte und dann die Beckhoff Automation KG gründete, genießt einen erstklassigen Ruf. Seine Firma zählt heute 4.300 Mitarbeiter, erzielte 2019 mehr als 910 Millionen Euro Umsatz und peilt jetzt die Milliardenschwelle an. In Verl behauptet er sich als Konkurrent des Siemens-Konzerns bei der Produktion von Industriecomputern. Die PCs aus OWL sind weltweit begehrt zur Maschinensteuerung. So statten die marktführenden chinesischen Windrad-Hersteller jede zweite Anlage mit einer Beckhoff-Steuerung aus: „Etwa jede vierte Windmühle weltweit dürfte unsere Technik nutzen“, so Beckhoff.

Der 65-Jährige gilt auch als einer der maßgeblichen Köpfe hinter der Etablierung des IT-Spitzenclusters „IT’s OWL“ (Intelligente Technische Systeme). Das Cluster vernetzt mehr als 170 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zur Weiterentwicklung von Automatisierung und Industrie 4.0.

„Die Lebensqualität wird steigen“

Nun also Künstliche Intelligenz – kurz KI. Obwohl Maschinen bereits zu erstaunlichen Leistungen fähig seien (und in Spielen wie Schach und Go die Besseren sind), sei es nur „eine gewisse Intelligenz“, die sie bisher erreichten. Doch während Menschen ihr Können irgendwann mit in die Rente nehmen und der Nachwuchs alles neu erlernen muss, können Computer ihre Fähigkeiten – verewigt in mathematischen Formeln und Algorithmen – per Download an die nächste Generation weitergeben. Beckhoffs Fazit klang gruselig: Die Menschen hätten akzeptieren müssen, dass Bagger stärker sind und schneller graben. Man musste akzeptieren, dass Maschinen ausdauernder und präziser sind. Und irgendwann müsse man hinnehmen, dass Maschinen intelligenter sind „und schon wissen, was man gerade sagen wollte“.

Es könnte schön werden, glaubt Beckhoff. Die Arbeitszeit wird massiv sinken. Die Lebensqualität wird steigen. Und auch die Ökologie profitiert, weil KI beim optimalen Einsatz der Ressourcen hilft.