Ziehen ins Lessinghaus: Robin Petermann und Christoph Santel eröffnen im ersten Stock des Gebäudes ihre Firma für Immobilienfinanzierungen. Auch der große Balkon gehört zu ihren Büros. Foto: Andreas Zobe
Historische Villa: Im Freimaurerhaus lässt sich ein neugegründeter Immobilienfinanzierer nieder. Der Industrie- und Handelsclub ist ausgezogen und sagt, warum er keine eigenen Räume mehr benötigt.
Mitte. Sie haben einen repräsentativen Firmensitz gesucht und gefunden – im Lessinghaus. Dort wo der Industrie- und Handelsclub (IHC) lange Jahre zu exklusiven Vortragsveranstaltungen mit hochkarätigen Politikern und mächtigen Unternehmensbossen einlud, eröffnen zwei Bielefelder ihre Firma für Immobilienfinanzierungen.
Christoph Santel (38) und Robin Petermann (31) haben den Großteil der ersten Etage in der 1924 gebauten, früheren Fabrikantenvilla im Musikerviertel gemietet. Besitzer des Gebäudes sind die Freimaurerlogen Armin zur Deutschen Treue und Freiherr vom Stein.
„Wir mussten den Logen unser Konzept vorstellen. Dann wurde abgestimmt, ob wir den Zuschlag erhalten“, berichtet Santel. Noch arbeiten die Handwerker in den Räumen, nächste Woche wollen die Jungunternehmer dort mit drei Mitarbeitern loslegen. Beide haben jahrelange Erfahrungen als Finanzvermittler. Über eine digitale Plattform sind sie mit 400 Banken und Kreditinstituten in ganz Deutschland verbunden. „Für Bau- und Sanierungsprojekte oder den Kauf von Immobilien können wir Kapital zu sehr günstigen Konditionen beschaffen“, sagt Petermann. Kommt es zur Kreditvermittlung, erhalten sie von den Geldhäusern Provisionen.
„Im Fokus haben wir zunächst Investoren aus ganz Deutschland. Darüber hinaus wollen wir das Privatkundengeschäft entwickeln“, sagt Santel. In den nächsten drei Jahren soll die Santel & Petermann GmbH & Co. KG auf neun bis zehn Beschäftigte wachsen.
Im Erdgeschoss des denkmalgeschützten Hauses werden weiterhin die sechs Bielefelder Freimaurerlogen residieren. Zudem werden weitere Clubs und Vereine dort ihre Treffen abhalten. „Es bleibt alles beim Alten, auch die Clubgastronomie wird weiter betrieben“, sagt Cornelius Rinne, Meister vom Stuhl der Loge Armin zur Deutschen Treue. Das Haus verursache hohe Kosten, die gedeckt werden müssten. Zwar habe man in den Umbau investieren müssen, doch die Mieteinnahmen seien künftig höher. „Finanziell gesehen ist der Auszug des IHC ein Vorteil“, so Rinne. Neben den Räumen für den Immobilienfinanzierer wird in der ersten Etage ein 60 Quadratmeter großes Appartement ausgebaut, das an Privatpersonen vermietet werden soll. „Im Schlafzimmer gibt es noch die originalen Einbauschränke aus der Entstehungszeit des Hauses“, sagt Rinne.
Vortragsraum war schon seit Jahren zu eng
Für den IHC – mit über 900 Mitgliedern der größte Wirtschaftsclub in OWL – war der Vortragsraum im Lessinghaus schon lange zu eng geworden. „Bereits seit fünf Jahren mieten wir für unsere Veranstaltungen passende Räume“, sagt Geschäftsführerin Susanne Schaefer-Dieterle. Das sei inzwischen in Bielefeld kein Problem mehr: „Es gibt etwa 20 größere Säle in der Stadt.“
Schaefer-Dieterle nennt Säle in Hotels, der Industrie- und Handelskammer sowie in großen Kanzleien oder der Oetker-Halle. Außerdem werde man den Saal im gerade entstehenden Goldbeck-Forum mitnutzen. Alleinmieter des neuen Gebäudes neben dem Stenner-Museum (früher Handwerkskammer) wird die Founders Foundation.