Neue Westfälische

„Gleichstellung durch Corona zurückgeworfen“

10. September 2022

IHC-Präsident Eduard R. Dörrenberg hatte Nestlé Managerin Béatrice Guillaume-Grabisch nach Bielefeld eingeladen.

Nestlé-Personalchefin Guillaume-Grabisch sieht soziale Rückschritte durch die Pandemie.

Bielefeld (mika). Die Corona-Pandemie hat weltweit viele Fortschritte in Bereichen wie Armutsbekämpfung, Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Gleichstellung der Geschlechter zunichte gemacht: Diese Bilanz zieht die Top-Managerin Béatrice Guillaume-Grabisch. Die Personalchefin des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé (260.000 Mitarbeiter) war als Gast des Industrie- und Handelsclubs OWL in Bielefeld.

Auf dem Weg zu einer „sozialen Nachhaltigkeit“, die heute als ebenso wichtig angesehen werde wie ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit, habe es vor der Pandemie allmähliche Fortschritte gegeben: Eine rückläufige globale Arbeitslosigkeit und eine bessere Integration von Frauen und Mädchen in Ausbildung und Arbeitsleben gehörten dazu, so die gebürtige Französin. Für die Frauen sei die Pandemie aber ein „riesiger Schritt zurück“ gewesen: „Die Frauen haben auf dem Weg zur Gleichstellung etwa 20 Jahre verloren“, sagte Guillaume-Grabisch. Die Problematik ist auch in Deutschland thematisiert worden: Durch die Schließungen von Schulen etwa waren viele Frauen gezwungen, im Job kürzer zu treten. Auch die Armut sei weltweit wieder gestiegen, ökologische Fortschritte seien ebenfalls zurückgedreht worden: Der Plastikverbrauch sei wieder angestiegen, die Abholzung gehe weiter, die CO-2-Emissionen seien nur kurzfristig gesunken.

Positive Effekte habe es etwa durch die Beschleunigung der Digitalisierung und ein Umdenken in der Aufstellung der Lieferketten (hin zu lokalem Sourcing) gegeben. Das „Remote Working“ etwa sei aber ein zweischneidiges Schwert. Vielerorts sei eine Rückkehr an die Arbeitsplätze in den Firmen zwar noch schwierig, aber diese Rückkehr biete Vorteile: Denn im Homeoffice könnten Mitarbeiter oft weniger lernen, ihre Teilhabe am Informationsfluss sei geringer und die gemeinsame Kreativität leide.