Neue Westfälische

Reul warnt vor Cyberkriminalität in OWL

21. April 2023

Jörg-Uwe Goldbeck (v. l.), Cornelia Moss, NRW-Innenminister Herbert Reul und Eduard R. Dörrenberg bei der Veranstaltung des Industrie- und Handelsclubs Ostwestfalen-Lippe. Foto: Sarah Jonek NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) warnt vor den Gefahren durch Cyberkriminelle. Immerhin haben die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg das Problem größer gemacht. Foto: Sarah Jonek Jörg-Uwe Goldbeck (v. l.), Cornelia Moss, NRW-Innenminister Herbert Reul und Eduard R. Dörrenberg bei der Veranstaltung des Industrie- und Handelsclubs Ostwestfalen-Lippe. Foto: Sarah Jonek NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) warnt vor den Gefahren durch Cyberkriminelle. Immerhin haben die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg das Problem größer gemacht. Foto: Sarah Jonek

Obwohl Kriminalität im Netz nur einen kleinen Prozentsatz aller Straftaten ausmacht, ist der Schaden immens. Der Innenminister redet regionalen Unternehmern eindringlich ins Gewissen.

Bielefeld. Jährlich registrieren die Sicherheitsbehörden allein in NRW Tausende Fälle im Bereich der Cyberkriminalität. Innenminister Herbert Reul (CDU) warnt daher die Wirtschaft in OWL vor den Gefahren. „Das Schadenspotenzial ist riesig – und steigt sogar noch. Die Bedrohung ist so groß wie noch nie“, sagte der Minister bei einer Veranstaltung des Industrie- und Handelsclubs OWL.

Allein von 2019 bis 2022 sei die Zahl der Fälle in NRW um knapp 50 Prozent gestiegen. „Und das Dunkelfeld ist weitaus höher“, betonte Reul. Für das Jahr 2022 rechne man mit etwa 30.000 Delikten in diesem Bereich. Ein entsprechendes Lagebild des Landeskriminalamtes NRW ist noch nicht veröffentlicht. „Viele Cybercrime-Gruppen sind organisiert wie eine Firma“, warnte Reul zudem vor der Professionalität der Kriminellen.

Der Minister machte deutlich: Cyber- und Wirtschaftskriminalität machten nur einen minimalen Prozentsatz aller erfassten Straftaten in NRW aus, sorgten aber für einen Großteil des Schadens. Expertenschätzungen gehen 2022 von 203 Milliarden Euro Schaden für die deutsche Wirtschaft durch Cyberkriminelle aus, etwa wegen Diebstahls, Sabotage oder Spionage. Andere Experten gehen zudem davon aus, dass im Falle eines Cyberangriffes etwa 86 Prozent der deutschen Unternehmen zu Schaden kommen.

Betrug mit staatlichen Hilfen in der Coronazeit

Der Innenminister sieht für den Anstieg zwei Auslöser. Einer davon ist die Coronapandemie. „Dabei haben wir viele offene Türen angeboten“, sagte Reul mit Blick auf Cyberkriminelle, die in der Krise neue Betrugsmaschen entwickelt hätten. So habe man zum Beispiel allein 2020 und 2021 einen Schaden von mehr als 50 Millionen Euro festgestellt, der auf den Betrug mit staatlichen Hilfen zurückzuführen sei, zum Beispiel auf den Betrug mit Coronatests.

Als zweiten Auslöser nannte Reul den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Er habe auch in NRW dazu geführt, dass neben typischen Kriminellen auch politisch motivierte Akteure oder ausländische Nachrichtendienste häufiger auffällig würden. „Alle gehen dabei sehr professionell vor – und sie sind damit erfolgreich“, warnte Reul.

Kriminelle gehen besonders professionell vor

In diesem Zusammenhang zeige sich auch, wie vielfältig das Feld der Cyberkriminalität sei. Bei politischen Akteuren – zuletzt vor allem aus dem pro-ukrainischen und pro-russischen Spektrum – beobachte man häufig sogenannte Überlastungsangriffe: Websites werden mit einer Vielzahl von Anfragen so sehr überlastet, dass die Server nicht mehr reagieren. Hinzu kämen beispielsweise noch verschiedene Formen der Spionage oder gar der Sabotage. In NRW seien solche Angriffe immer wieder feststellbar, betonte Reul.

Mittlerweile beobachte er in der Wirtschaft aber ein allgemeines Umdenken. „Lange Zeit gab es bei vielen Unternehmen eine Hemmschwelle, Cyberangriffe zu melden“, sagte Reul. „Das wird mittlerweile besser.“ Auch die Sensibilisierung für Vorkehrungen und Sicherheit sei mittlerweile hoch, große Unternehmen seien schon lange dabei, ihre Infrastruktur anzupassen. Was dem Innenminister derweil noch Sorgen bereite, seien kleine Unternehmen und Mittelständler, die sich aus verschiedenen Gründen noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Seine Frage an die Wirtschaft, auch in OWL: „Ist es möglich, hier Hilfe zu organisieren?“

Reul betonte: „Die Herausforderungen, vor denen wir in diesem Bereich stehen, sind groß.“ Auch die Aufgabe, die Ermittler passend auszubilden, sei enorm. Reul stelle sich aber in Zukunft auf noch mehr Cyberkriminalität ein. „Hier ist man als Krimineller nur schwer zu entdecken, doch es gibt große Möglichkeiten, viel abzuschöpfen.“